In meinem Gehirn herrscht heute kreatives Chaos. Ich habe viele anregende Dinge gesehen. Mein Gehirn brütet neue Sachen aus und ich habe keine Ahnung, was ich heute bloggen will. Derweil könnte ich dir von dem leeren Cafétisch erzählen, den vier gelben Sonnenblumen, der toten Schwarzkopfmöwe, dem hölzernen Nussknacker, der Frau mit dem Unterlippenpiercing oder dem hellgrün schillernden Käfer.
Der leere Cafétisch
Ich könnte von dem leeren Tisch vorm Café Bakeliet erzählen, der mich heute Vormittag irgendwie interessiert hat. nein, ich wollte nicht dort sitzen. Ich habe auf meiner Morgenrunde mehrere Fotos von der gegenüberliegenden Straßenseite aus von dem Tisch gemacht. Dem kleinen Holztisch mit den Metallbeinen. Das Holz der Tischplatte war mal glatt weiß gestrichen, jetzt blättert die Farbe ab. Am Tisch stehen zwei Holzstühle mit runden Holzbögen als Lehnen und ein Hocker mit einem Kissensitz. Auf dem Tisch stehen ein leeres Glas, eine leere weiße Kaffeetasse und ein weißer Teller mit einer cremefarbenen Serviette darauf.
Wer hat an dem Tisch gesessen? Wo kamen sie her? Was haben sie sich erzählt? Haben sie geredet? Haben sie geschwiegen? Haben sie ein Verbrechen geplant? Was war im Glas? Was war in der Tasse? Was lag auf dem Teller? Wo sind sie hingegangen?
Die vier gelben Sonnenblumen
Ich könnte von den vier großen Sonnenblumenblüten erzählen, die in einer großen drei Viertel blauen und ein Viertel grauen Vase im Schaufenster einer Galerie stehen und gelb auf die Straße leuchten.
Wer hat sie dort hingestellt? Wo kommen die Sonnenblumen her? Vom Wochenmarkt? Aus dem Garten? Von einem Sonnenblumenfeld? Wo ist das Bild geblieben, das bisher im Fenster stand? Haben Gentleman-Kunsträuber das Bild gestohlen und gegen die Sonnenblumen ausgetauscht?
Die tote Schwarzkopfmöwe
Ich könnte von der toten Schwarzkopfmöwe erzählen, die auf dem Rücken im Rinnstein der neu gemachten Kopfsteinpflasterstraße liegt. Der rechte Flügel nach oben verdreht, der linke abgerissen neben ihrem weißen Körper liegend.
Wie ist die Möwe gestorben? Wieso liegt sie im Rinnstein? Ist ihre Brut schon aufgezogen? Wo war ihr Nest? Wurde die Möwe vergiftet?
Der hölzerne Nussknacker
Ich könnte von dem hölzernen Nussknacker, dem der Unterkiefer fehlt, erzählen, der unter einem Graffito im Schatten auf dem Gehsteig steht. Der Mann trägt eine rote Uniformjacke, gelbe Hosen, schwarze Stiefel und eine schwarze Mütze mit goldenen Verzierungen. Unter der Mütze schauen dunkle Haare hervor, auf seinem Gesicht ist ein schwarzer geschwungener Schnurrbart aufgemalt.
Wer hat ihm den Unterkiefer ausgerissen? Ausgeschlagen? Wer hat ihn auf den Bürgersteig gestellt? Mitten im Sommer? Wer hat ihn gekauft? Wer hat mit ihm Nüsse geknackt? Ist er vererbt worden? Haben Kinder sich gestritten, wer mit ihm Nüsse knacken darf? Hat ihn ein Kind gestohlen und seiner Mutter zu Weihnachten geschenkt?
Die Frau mit dem Unterlippenpiercing
Ich könnte von der Frau in dem geblümten Kleid mit dem Unterlippenpiercing erzählen, die ihre Hände ausbreitet und zu einem Mann in schwarzem T-Shirt und Jeans sagt: „Das ist sein fucking Umzug.“
Seit wann hat sie das Piercing? Wer zieht um? Was hat sie mit dem Umzug zu schaffen? Warum sagt sie das dem Mann mit dem schwarzen T-Shirt? Wird sie beim fucking Umzug helfen? Wie groß ist der Umzug? Wie viele Kisten? Sind Bücherkisten dabei? Ein Terrarium? Werden alle den Umzug überleben?
Der hellgrün schillernde Käfer
Ich könnte von dem Käfer mit dem hellgrün metallicschimmernden Panzer und den langen schwarzen Fühlern erzählen, der auf dem gelben Bürgersteig saß, zu dem ich mich runter beugte, um ihn besser zu sehen, und hoffte, dass er nicht in mein Gesicht springen wird.
Wer hat ihn mitgebracht? Wie lange lebt der? Was ist das für einer? Ich denke an einen Skarabäus. Den gab es in Abenteuergeschichten.
Wovon könntest du heute erzählen?
2 Antworter auf Ich könnte von … erzählen oder wurde der Nussknacker gestohlen?