hat mich auch heute beschäftigt und nicht nur mich. Mit einer Polizistin in Ausbildung habe ich über den schönen Herbsttag gesprochen. Sie hat mir erzählt, dass sie in den letzten Tagen unzählige Fotos gemacht hat und die Farben der Blätter auf den Fotos nicht so gut herauskommen. Ich habe ihr von meinem Herbstsonnengenuß im Park erzählt.
Vor dem Schrevenpark tausche ich mich mit einer anderen Spaziergängerin über die reichhaltige Farbpalette der Blätter im Schrevenpark aus. Ich erzähle von der Linde vor meinem Arbeitszimmerfenster, deren goldene Blätter in der Herbstsonne leuchten. Damit ist mein Schreibtisch zur Zeit der beste Arbeitsplatz der Welt für mich.
Im Schrevenpark schaue ich über das Grün der Liegewiese auf die großen Bäume auf der anderen Parkseite, die alle ein herbstliches Laubkleid tragen, das vor dem blauen Himmel in der Sonne extra stark leuchtet. Ich freu mich über das schöne friedliche Bild. Und ich bin dankbar, dass ich dort stehen und die Ruhe genießen kann.
Meine Gedanken und mein Herz wandern zu all den Menschen auf dieser Welt, die tagtäglich in Todesangst leben, weil ihre Heimat angegriffen wird. Die nicht in Frieden leben können. Mir werden einmal mehr die absurden Gleichzeitigkeiten auf dieser Welt bewusst: Wenige Flugstunden von mir entfernt, werden Menschen getötet, während ich in Ruhe im Kieler Schrevenpark stehe und mich über den schönen Herbsttag freue.
Ich gehe weiter. Schaue auf die braunen Blätter der Eiche und die roten Früchte eines Baumes, den ich nicht kenne. Am Spielplatz laufe ich durch tiefes Laub und freu mich über das Rascheln. Am Schreventeich setze ich mich auf eine Bank und schaue über das Wasser. In diesem Augenblick der Stille überkommt mich eine Welle des Mitgefühls für die Menschen, die in Kriegsgebieten leben, und für diejenigen, die in Frieden leben möchten.
Ich erinnere mich an die Gespräche mit der Polizistin und der Spaziergängerin: Wie oft nehmen wir die kleinen Dinge für selbstverständlich? Die Farben des Herbstes, die Stille eines Parks? Nach einer Weile stehe ich wieder auf und gehe weiter. Die Gedanken an die fernliegenden Konflikte bleiben präsent, aber sie verwandeln sich in einen Antrieb, etwas Positives zu tun.
Die Konflikte der Welt kann ich nicht lösen, aber ich kann vielleicht einen kleinen Beitrag zu einer besseren Welt leisten, indem ich das Gute in meinem eigenen Umfeld schätze und andere dazu anrege, das Gleiche zu tun. Das ist jedenfalls alles, was ich heute bewirken kann.
Als ich Zuhause meinen Schal abnehme, fällt ein brauner Flügel der Flügelnuss eines Ahornbaums auf meinen Flurteppich. Ich hebe ihn auf und erinnere mich, dass wir uns als Kinder die frischen, grünen Flügelnüsse auf die Nase geklebt und dabei sehr gelacht haben. Diese halbe Flügelnuss lege ich auf meinen Schreibtisch. Als ein Versprechen, das etwas Großes aus meinen heutigen Gedanken wachsen wird.