Wieder habe ich sie aus den Augenwinkeln gesehen, auf der Rinde des Baums im Schrevenpark. Diesmal sind es andere Pilze, wieder sind sie mehr als nur ein Fotomotiv. Pilze faszinieren mich. Nicht als Sammlerin oder Köchin. Da nutze ich nur Champignons oder Pfifferlinge. Aber als Künstlerin interessieren sie mich. Ich habe noch niemanden mit Pilzen getötet, rein fiktiv natürlich – vielleicht ist es an der Zeit.
Ist es an der Zeit, dass ich mich in das Thema Pilze vertiefe? Habe ich wirklich Zeit dazu? Ich habe so viele Themen, in die ich mich vertiefen könnte. Pilze im Herbst? Jeden verbleibenden Herbst wieder? Pilze sind faszinierende Wesen. Pilze sind Schönheiten. Eine meiner Krimifiguren muss eine Pilzliebhaberin werden.
Pilze – geheimnisvolle Schönheiten, die im Verborgenen gedeihen, toxische Gefahren, die sich perfekt tarnen. Eine meiner Figuren also, eine Pilzliebhaberin? Schon jetzt sehe ich sie förmlich vor mir: Eine unauffällige Sammlerin, deren Liebe zu Pilzen beinahe besessen ist. Sie kennt die versteckten Plätze, die Farben und Düfte, die Texturen und die giftigen Nuancen. Pilze könnten für sie mehr als nur ein Hobby sein. Vielleicht ist ihre Faszination sogar so tief verwurzelt, dass sie bereit wäre, für diese Leidenschaft über Grenzen zu gehen. Grenzen, die andere Menschen nicht einmal sehen.
Es ist an der Zeit, dass ich tiefer in die Welt der Pilze eintauche. Eine Pilzsammlerin in einem Krimi – das eröffnet viele Fragen: Wie weit reicht ihr Wissen? Weiß sie, wie man ein tödliches Gericht zubereitet, das jeden Verdacht überleben würde? Oder vielleicht bevorzugt sie eine subtilere Herangehensweise: Ein Pilz, der über Tage und Wochen unbemerkt wirkt, eine unsichtbare Bedrohung in einem scheinbar harmlosen Gericht. Ein unscheinbarer Täubling, der langsam, unaufhaltsam und grausam seine Wirkung entfaltet.
Vielleicht ist meine Figur aber auch nur eine leidenschaftliche Beobachterin, die die Pilze fotografiert und zeichnet. Doch in ihrer Begeisterung für diese Welt bemerkt sie Dinge, die anderen verborgen bleiben. Ein seltsamer Pilzring, der über Nacht wie aus dem Nichts auftaucht. Ein seltenes Myzelgeflecht, das sich an einem Baum entlangzieht, als hätte es eine Spur hinterlassen – eine Spur, die auch sie verfolgt. Und plötzlich entdeckt sie, dass sie nicht die Einzige ist, die in diesen Waldstücken ihre Kreise zieht.
Vielleicht kreiert sie sogar ein kleines, geheimes Pilz-Archiv. Eine Sammlung, die sie liebevoll pflegt, aber die gleichzeitig auch die Frage aufwirft: Was geschieht mit jemandem, der in das Zentrum ihrer Welt eindringt? Ein neugieriger Wanderer, eine ahnungsloser Pilzsammlerin, ein potenzieller Konkurrent? In dieser schattigen Welt, wo Pilze unter der Oberfläche miteinander kommunizieren, könnte auch meine Figur ihre eigenen Netzwerke spinnen, unsichtbar und tödlich.
Vielleicht ist sie der Mensch, der immer unauffällig bleibt, der nie im Vordergrund steht. Doch ihre Liebe zu den Pilzen – eine Liebe, die durch Gift und Schönheit gleichermaßen gespeist wird – verleiht ihr die Macht, Leben und Tod in der Hand zu halten. Eine solche Figur wäre weder Heldin noch Bösewichtin, sondern eine stille, gefährliche Präsenz. Eine, die die feine Linie zwischen Faszination und Obsession nicht nur überschreitet, sondern in ihr lebt.
Und so frage ich mich: Ist es an der Zeit, dass ich diesen faszinierenden, düsteren Gedanken folge? Ich kann den Duft der feuchten Erde schon beinahe riechen.
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