Ein Paar lilafarbene Schuhe auf einer Stufe. Im Vorbeigehen wünsche ich, über die Schuhe zu schreiben. Ich gehe zurück und mache ein Foto. Dann denke ich, ich darf nicht über diese Schuhe schreiben. Dann denke ich, ich kann alles schreiben, was ich will. Ich kann sogar auf meinem Blog über ein paar lilafarbene Schuhe freewriten.
Als ich an einem warmen Tag, an dem es viel zu warm war zum Spazierengehen, durch die Straßen von Kiel eilte, trotz der Hitze eilte ich, stoppte mich ein Paar lilafarbene Schuhe auf den Stufen eines Hauseingangs. Obwohl ich es eilig hatte meinen Spaziergang fortzusetzen, ging ich ein paar Schritte zurück und knipste ein Foto von den Schuhen.
Zeit, sie mir an Ort und Stelle anzuschauen, hatte ich keine. Ich wollte spazieren gehen. Jetzt hatte ich die Schuhe in meinem Telefon und wenn ich Zeit hätte, würde ich sie mir genauer ansehen. Das würde niemals sein. Ich nahm mir keine Zeit für diese Dinge. Stets gab es wichtigeres als den Augenblick.
Wohin würden die Schuhe gehen, wenn sie könnten? Damit beschäftige ich mich später. Wer zieht die Schuhe an? Später. Wer hat sie gekauft und kaum getragen? Himmel nochmal.
Elfenschuhe? Feenschuhe? Die Detektivin aus dem Schrevenpark-Sommerkrimi trägt diese Schuhe. Die passen zu der exzentrischen Frau, die von vielem das Gegenteil macht, was erwartbar wäre. Die Frau setzt auf ihr Gehör. Meine Ohren wollen heute Stille oder Meeresrauschen. Hören auf Inneres? Hören, was in mir ist?
Oder will ich nicht hören? Hören im Sinne von gehorchen? Wo gehorche ich noch zu oft? Gehorchen. Gehorsam. Ungehorsam. Die Detektivin im Schrevenpark-Sommerkrimi wird ungehorsam. Die Detektivin hört und lässt hören. Von sich hören lassen.
Von lilafarbene Schuhen hören lassen. Wir wurden gekauft in einem Anflug von Mut. Dann standen wir im Schrank. In einem Fach. Eingeklappt. Ungelebt. Einmal waren wir draußen. Das war ein Erlebnis. Kein schönes Erlebnis. Warum sind es gerade Frauen, die andere Frauen so scharf beurteilen? Verurteilen? Internalisierte Misogynie.
Ich wollte einfach einen Sommerkrimi schreiben. Locker flockig. Das gelang mir nicht. Da ist sie diese Detektivin, die mich herausfordert. Fordert. Die mehr von mir will, als eine Sommeraffäre zu sein.
Sind diese Moosmomente deshalb so herausfordernd? So kostbar? So Angst einflößend? Weil sie tief aus meinem Inneren kommen? Weil ich sie nicht hören will? Aber eigentlich doch?
Meine Neugier erwacht. Curisosity killed the cat. Na und? Ich sterbe eh irgendwann. Dann lebe ich doch vorher besser aus dem Vollen. Schreibe aus dem Vollen. Intensiv. Meine literarische Wahrheit.
Umbruch. Hier ist viel im Umbruch.
Die lilafarbenen Schuhe auf der Treppenstufe laden mich ein, mich neben sie zu setzen. Ich folge ihrer Einladung, zücke mein Smartphone, öffne die Notizfunktion und schreibe:
Das Paar lila Schuhe.
Die wilde Affäre.
Nebeneinander auf der Treppenstufe.
Für einen Sommertag.
Die schwarzen Schleifen gebunden.
Katzenjammer.
Ein Krimi wird das, wenn Erpresserbriefe in den Schuhen stecken. Ein Stalker die Schuhe dort positioniert hat. Die Schuhe an einer Leiche gefunden werden, oder eben eine famose Detektivin die Schuhe von einer Sommeraffäre geschenkt bekommen hat.
Vielen Dank liebes Paar lilafarbene Schuhe, dass ihr mich eingeladen habt, über euch zu schreiben.
Eine Antwort auf Ein Paar lilafarbene Schuhe – Freewriting