Mein Abendspaziergang hat mich heute zufällig am KunstraumB vorbei geführt. Dort wird seit zwei Tagen die Ausstellung „Jens Raschke: Vom Text zur Bühne“ gezeigt, wie ein Plakat an der Eingangstür verrät. Die Schaufenster der Galerie sind groß genug, dass ich die Ausstellung gut betrachten kann. Außerdem scheint die Ausstellung überhaupt so konzipiert zu sein, dass mensch sie gut durchs Fenster genießen kann. Angelockt hat mich ein großes Pappreh. Dann habe ich gesehen, dass Zitate von Raschke mit durchsichtiger Folie aufs Fenster geklebt sind.
„Ich mache keine Konzepte. Die Geschichten entstehen beim Schreiben. Manchmal hat man den Schluss zuerst im Kopf und dann muss man sehen, wie man dahin kommt.“ (Zitat Raschke vom Fenster des KunstraumB abgeschrieben). Damit ist die Autorin in mir sofort angesprochen. Ich stimme aus vollem Herzen zu. Meine Kurzgeschichten oder Blogtexte entstehen auch beim Schreiben. Mein Krimi „Taval und die nackte Katze“ ist beim Schreiben entstanden.
Für den zweiten Taval-Krimi wollte ich es mir einfacher machen. Nachdem ich den Anfang geschrieben hatte, habe ich Krimi geplant oder versucht zu planen. Das hat dazu geführt, dass ich gar nicht mehr weiter geschrieben habe und beim wieder Lesen des bisher Geschriebenen ganz viel raus geflogen ist. Jetzt taste ich mich in kurzen zehn Minuten Schreibeinheiten langsam und ohne Plan vorwärts. Das macht wieder Spaß und ich bin mir sicher, dass die Schreibeinheiten bald größer werden.
„Da stand im Sommer ein etwa 10jähriges Mädchen mit Schaufel und Gießkanne an der Haltestelle Südfriedhof. Monate später habe ich dann das Stück geschrieben.“ (Zitat Raschke vom Fenster des KunstraumB abgeschrieben). Bei der Beobachtung musste ich jetzt lächeln und mir fällt auf, dass ich selten Kinder beobachte. Das nehme ich mir für einen meiner nächsten Beobachtungsausflüge mit meinem Notizbuch vor. Bisher habe ich Personen an bestimmten Orten wie dem Wochenmarkt oder dem Schrevenpark beobachtet. Ich könnte aber auch bestimmte Personengruppen beobachten.
„Je weniger Fakten vorgegeben sind, desto mehr Möglichkeiten habe ich. Zum Beispiel das Stück zu Jules Verne: Er kommt von Dänemark gesegelt, macht in Kiel fest für einen Nachmittag und segelt dann weiter. Wunderbare Situation um eine Geschichte zu schreiben.“ (Zitat Raschke vom Fenster des KunstraumB abgeschrieben). Das finde ich nicht nur, eine wunderbare Situation, um eine Geschichte zu schreiben. Ich finde das auch eine tolle Anregung, um nach solchen Situationen Ausschau zu halten bzw. überhaupt eine Anregung, um Leerstellen im Leben historischer Personen fiktional zu füllen.
Beim Schreiben über das Anschauen der Ausstellung merke ich, wie sehr ich Kunstausstellungen vermisse. Kunstausstellungen inspirieren mich, und sie sind für mich Orte, an denen ich mich erhole. Ich tauche dann für eine kurze Zeit völlig in einige Kunstwerke ein. Schaue mir an aus welchem Material sie sind, welche Farben die Künstler*in genutzt hat oder auch nicht benutzt hat. Was dargestellt wird. Welche Gefühle das Kunstwerk in mir auslöst. Welche Geschichte es mir erzählt.
Die Ausstellung schaue ich mir bestimmt noch mal an. Dabei entdecke ich sicher noch mehr inspirierende Details. Allein das Hintergrundbild der Ausstellung, ein gezeichneter Sitzplan des Stadttheater Kiel, hält bestimmt Überraschungen bereit. Laut Webseite des KunstraumB geht die Ausstellung noch bis 28. August und sie ist tatsächlich als Schaufensterausstellung konzipiert.
Hast du die Ausstellung schon gesehen? Was gefällt dir besonders? Hat sie dich auch inspiriert?
2 Antworter auf Ein Pappreh lockt mich an oder eine Schaufensterausstellung inspiriert mich