Im Druckerei-Museum in Rendsburg hat mein Krimiautorinnenherz höher geschlagen: In zwei Glasvitrinen waren alte Schreibmaschinen ausgestellt. Ich mag Schreibmaschinen und besitze selber eine kleine orangefarbene Schreibmaschine, auf der ich ab und an fröhlich tippe. In diesem Sommer habe ich einen Krimi auf Postkarten getippt und an meine Newsletter-Abonnentinnen verschickt. Aber zurück ins Druckerei-Museum.
Im Museum stehen zahlreiche alte Druckmaschinen, mit denen zum Teil auch noch gedruckt wird. In Setzkästen liegen Bleilettern und warten auf ihren Einsatz. Die letzte halbrunde Druckplatte, die bestimmt einen eigenen Namen hat, der Titelseite einer norddeutschen Tageszeitung ist ausgestellt. Und dann kommt der Raum mit den Schreibmaschinen und deren Entwicklung über die elektrische Schreibmaschine bis zum Laptop.
Die Druckmaschinen und Druckerpressen würde ich gerne mal im Einsatz sehen. Vom Handsatz über den Maschinensatz zum Fotosatz bis zum Hochdruck. Welche Zeitungen, Flugblätter, Werbezettel oder gar Bücher mögen auf den einzelnen Maschinen gedruckt worden sein? Welche Handgriffe haben die Drucker gemacht und was sind besondere Ausdrücke aus ihrer Fachsprache?
In den Fachjargon der Drucker und Setzer würde ich gerne eintauchen. Ein weiteres Thema zum Erforschen. Das Druckerei-Museum habe ich am Sonntag vorm Finnisch-Kurs angeschaut, weil ich mit zwei Finnisch-Kollegen zum Sight-Seeing in Rendsburg verabredet war.
Im Druckerei-Museum habe ich vom Briefmaler und vom Druckergreif erfahren; die beiden hat mein Geschichten-Gehirn begeistert abgespeichert. Fasziniert und überrascht habe ich vor einem Foto aus einer Druckerei gestanden auf dem die Druckmaschinen und Mitarbeiter abgelichtet sind. Eine Frau mit ernsten Gesicht hält ein gedrucktes Schild in die Kamera, auf dem steht: „Gott grüß‘ die Kunst!“
Das Bild stammt aus Norddeutschland, denn im Hintergrund hält ein junger Mann die Herzhorner Zeitung ins Bild. Mein Autorinnen-Gehirn stellt Fragen: Wer ist die Frau? Arbeitet sie auch in der Druckerei? Ist sie für den Inhalt des Schildes verantwortlich? Wofür ist das Foto einst gemacht worden? Vielleicht hätte ich das irgendwo nachlesen können. Vielleicht denke ich mir einfach etwas dazu aus. Vielleicht mache ich beides. Vielleicht nichts davon.
Vielleicht denke ich mir eine Geschichte über eine kleine mysteriöse Druckerei in einem kleinen norddeutschen Dorf an der idyllischen Eider aus, in der seltsame, unheimliche Nachrichten in der lokalen Zeitung auftauchen. Die unheimlichen Nachrichten könnten auf Finnisch sein. Oder in der Zeitung tauchen vereinzelt finnische Wörter auf und die Dorfbevölkerung übernimmt mehr und mehr finnische Wörter in ihren Wortschatz. Das klingt für alle, die nicht Finnisch sprechen, höchst mysteriös.
Vielleicht stelle ich, wenn ich wieder Zuhause bin, meine kleine orangefarbene Schreibmaschine auf den Esstisch und denke mir, inspiriert vom Druckerei-Museum, einen weiteren ultrakurzen Krimi aus, den ich auf eine Postkarte tippe. Diese Idee bereitet mir eine diebische Freude!