Auf dem großen Esstisch habe ich alles, was ich über Jazz habe, also alle Bücher (Krimis und Nachschlagewerke), ausgedruckte Artikel, ein paar meiner Jazz-CDs und das Begleitbuch von einem Klavier-Kurs über Jazz-Standards ausgebreitet, um darin zu schmökern. Das war ein nerdiger, lehrreicher Genuss.
Die Nachschlagewerke habe ich über Jahre gekauft, aber nur selten hineingeschaut. Die Jazz- Artikel habe ich letzte Woche ausgedruckt. Ich habe hier rein geschmökert und dort. Habe hier gelesen und dort gelesen und bin einfach da geblieben, wo es mir Spaß gemacht hat, wo es mir gefallen hat, was mich angezogen hat. Dabei hat Art Tatums phantastisches Klavierspiel den Raum gefüllt.
Vor ein paar Jahren hatte ich mal angefangen, Jazz-Standards auf dem Klavier zu lernen. Also anhören, nachspielen, Noten aufschreiben. Bis zum Variieren und Improvisieren bin ich noch nicht gekommen. Dann habe ich das Jazz-Standards-Lernen wieder aus den Augen verloren.
Dafür hatte ich heute eine tolle Schreibidee zu Jazz-Standards. Überhaupt hatte ich viele Ideen und habe mir Notizen gemacht. In ein eigenes jazziges Kriminotizbuch. Und schöne Ideen für die jazzige SCHREIBWERKSTATT habe ich mir auch notiert.
Die jazzige SCHREIBWERKSTATT ist einer der Gründe, warum ich all die gesammelten Sachen über Jazz rausgesucht habe. Eigentlich ist es umgekehrt, ich mache die jazzige SCHREIBWERKSTATT, um endlich meiner Lust am Jazz zu folgen. Die Schreibwerkstatt ist quasi die Deadline und markiert das Ende der zwei Wochen, die ich mir Zeit gegeben habe, um mich dem Thema Jazz zu widmen.
Bisher hatte ich mir nie gegönnt, ein bisschen tiefer ins Wissen über Jazz einzutauchen, als nebenbei Jazz zu hören und Bücher auf den SUB zu legen. Hab mir keine Zeit dafür genommen. Heute hab ich’s dafür um so mehr genossen, ziellos tolle Sachen gelesen und gelernt.
Für mich war gefühlt immer Jazz und Krimi miteinander verbunden. Hatten miteinander zu tun, auch wenn die Musik gar nicht im Krimi vorkam. Vielleicht hat es einfach die banale Ursache, dass die Titelmelodie vom Tatort von Klaus Doldinger ist. Einem super guten und berühmten Jazz-Musiker und Komponisten aus Deutschland. Da ist also Jahre lang bei mir jeden Sonntagabend der Krimi mit Jazz verbunden gewesen.
Über den Jazz-Musiker Bill Moody, der die Jazz-Krimis mit dem Jazz-Pianisten Evan Horn als Ermittler geschrieben hat, heißt es im Nachwort des Krimis „Solo Hand„, dass für ihn das Romaneschreiben vergleichbar ist mit Jazz improvisieren.
„Er beginnt mit einer Grundstruktur und einigen grundlegenden Einfällen zur Handlung, doch von da an überlässt er sich der freien Improvisation – auch er weiß am Anfang noch nicht, wohin ihn seien Figuren führen werden.“ (Zitat S. 229 aus dem Nachwort zu „Solo Hand“ von Bill Moody).
Die Ähnlichkeit von Krimis schreiben und Jazz improvisieren ist mir bisher noch nicht aufgefallen. Aber wie soll es aus auch, denn ich bin keine Jazz-Musikerin und im Improvisieren am Klavier habe ich bisher nur wenig Erfahrung.
Beim Krimischreiben und schreiben überhaupt habe ich genug Erfahrung, um da ist der Prozess für mich ähnlich. Ich kenne die Zutaten, die ein guter Krimi oder Text braucht, schreibe einfach los und lasse mich überraschen.
Nicht mit Bill Moody stimme ich überein, dass nur ein Jazz-Musiker einen guten Jazz-Krimi oder überhaupt gute Jazz-Geschichten schreiben kann. Das würde dann doch auch heißen, nur Detektiv*innen oder Polizist*innen können gute Kriminalgeschichten schreiben.
Mir gefällt die Sichtweise von Gunna Wendt, die in ihrem Buch „Die Jazz-Frauen“ in Bezug auf die Frage, ob es notwendig sei, sich dem Jazz mit wissenschaftlicher Systematik zuzuwenden, schreibt: „Ich bevorzuge die Zuwendung des Amateurs. … Die Rolle des Liebhabers scheint mir die angemessene im Gegenüber von Kunstwerken, vor allem weil man auf sehr unterschiedliche, phantasievolle und grenzenlose Weise lieben kann.“ (Zitat S. 9 aus „Die Jazz-Frauen“ von Gunna Wendt (Hg.))
Also werde ich als Jazz-Liebhaberin unterschiedliche und phantasievolle Jazz-Geschichten, Jazz-Krimis oder einfach jazzige Texte und Charaktere, die Jazz lieben, schreiben. Wenn du auch Lust hast, deine Jazz-Liebe oder dein Jazz-Interesse im Schreiben auszuleben, dann schreib mit mir in der jazzigen SCHREIBWERKSTATT.