12 Frauen und 4 Männer sitzen am Sonntagnachmittag im Karree. Olaf Kutzmutz, Programmleiter Literatur der Bundesakademie, begrüsst uns gleich mit dem Abschied: am Dienstag bis 9:00 sind die Zimmer zu räumen und der Schlüssel abzugeben. Zum Glück nur der Schlüssel und nicht der Löffel. Aber das Kutzmutzsche Kalauern beiseite gepackt, denn es wird eher literarisch diese Tage.
Sieben Wochen ist das tolle Schreibseminar „Schreib, Gruppe! Wie man zum Schreiben anleitet: Stadtgeschichten“ schon her. Vom 3. – 5. Juni 2018 war ich in der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel.
Mal wieder in einer Gruppe schreiben. Gemeinsam schreiben. Schreiben ist oder kann einsam sein. Zumindest empfinde ich das so, wenn ich nicht gerade tief in einer Geschichte stecke und die Protagonisten zu meiner täglichen Gesellschaft werden. Die Gruppe spornt an. Natürlich schwitze ich. Immer noch ein weiterer Text soll geschrieben werden.
Das Seminar war – wie immer in Wolfenbüttel – anspruchsvoll, fordernd und herausfordernd. Olaf Kutzmutz und der Autor Matthias Göritz, haben uns mit ihren Aufgaben und Zeitvorgaben sehr gefordert. In 2,5 Tagen haben wir Stadtbeobachtungen, Prosatext, Haiku, Gedichte und eine Textkollage geschrieben, vorgelesen, Applaus und Kritik bekommen. Geschrieben haben wir immer in knapper Zeitvorgabe bei der die Wolfenbüttler Schreibuhr getickt hat.
Schreibzeit 5 Minuten. Jede soll ihre Stadt mit einem Haiku vorstellen. Dies ist meine Liebeserklärung an Kiel:
Kiel an der Förde
eigensinnige Schönheit
du Provinzhauptstadt.
In den Pausen Austausch mit den wunderbaren AutorenkollegInnen. Apfelsaft. Viel Lachen. Auch über die Tasche, die allein gelassen im Zug nach Berlin fuhr. Die Diskussion bei thailändischem Mittagessen worüber wir trauriger wären: den Verlust von Klamotten oder den Verlust des Tagebuchs. Zwei Fraktionen: die Tagebuchvermisserinnen und die Klamottenvermisserinnen. Ich gehöre zu letzteren. Tagebuch kann ich neu schreiben, aber Klamotten, gerade wenn es Lieblingsstücke sind, würde ich mehr vermissen.
Neben dem eigenen Schreiben bekommen wir Anregungen zum Schreibgruppenleiten. Ich habe Lust bekommen, selber eine Schreibgruppe zu leiten. Lust auf das Zuhören, was die Teilnehmerinnen schreiben, Rückmeldung geben. Spaß haben. Andere zum Schreiben motivieren. Am meisten Lust habe ich auf das gemeinsame Schreiben bekommen. Jede für sich an ihrem Text, aber nicht allein, sondern gemeinsam. Dazu hecke ich gerade etwas Schönes aus. Stay tuned!